Die Insolvenzen erreichen neue Höchststände: Nicht nur in Deutschland steigen die Firmenpleiten, sondern in den meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften liegen die Insolvenzen mittlerweile über dem Niveau vor der Pandemie. Ein Grund zur Sorge?

Frühlingshafte Stimmung herrscht in der deutschen Wirtschaft vielerorts nicht. Eine Analyse des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zeigt, was die meisten schon geahnt haben: Im März haben die Insolvenzen hierzulande einen neuen Höchststand erreicht. 1297 Firmen gingen allein in diesem Monat pleite, mindestens 11.000 Arbeitsplätze sind betroffen.

Im Vergleich zu einem durchschnittlichen März vor Beginn der Corona-Pandemie sei das ein sattes Plus von 42 Prozent. Einen Ausreißer bildet der März dabei im ersten Quartal nicht: Im Januar sind die Pleiten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 26 Prozent gestiegen, im Februar legte die Zahl um 18 Prozent zu.

Ein Grund zur Sorge? Jein.

Zum einen erreichen die Pleiten damit wieder in etwa das Vor-Corona-Niveau. Durch die Corona-Hilfen wurden einige unproduktive Unternehmen am Leben erhalten. Die deutsche Wirtschaft schrumpft sich nach Einschätzung einiger Experten nun wieder gesund. Und in Zeiten des Personalmangels werden wohl viele der betroffenen Arbeitnehmer schnell wieder einen Job finden.

Sorge macht daher nicht die Zahl der Insolvenzen per se, sondern die steigende Zahl an Großinsolvenzen, die bei ihren Lieferanten teils erhebliche Forderungsausfälle verursachen. Im schlimmsten Fall entwickelt sich daraus eine Insolvenzspirale.

Besonders betroffen sind laut Zahlen des Kreditversicherers Atradius besonders gefährdeten Branchen sind wie schon im Jahr 2023 der Bereich Automotive – und hier insbesondere die Zulieferer – der Gebäude- und Immobiliensektor, die Textilindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau und die Bauindustrie. Neu dazu könnte in diesem Jahr das Gesundheitswesen kommen.

Ausblick: Wie geht’s 2024 weiter?

Im weiteren Verlauf des Jahres könnte sich die Lage allerdings beruhigen. Im Mai, spätestens Juni, erwartet das IWH einen Rückgang der Insolvenzfälle. Das Statistische Bundesamt rechnet damit, dass die Insolvenzen dieses Jahr auf 20.000 steigen werden. Das lege zwar über der Zahl von 2023 (17.814 Insolvenzen), aber immer noch deutlich unter den rund 33.000 Pleiten, die es während der Finanzkrise 2009 gegeben hatte.

Auch wenn viele strukturelle Probleme in Deutschland sicherlich auch zum Insolvenzgeschehen beitragen: Die Bundesrepublik steht damit nicht allein da. Laut aktuellem Insolvenz-Bericht von Allianz Trade ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2023 in drei von vier Ländern wieder angestiegen – in den meisten sogar zweistellig. Weltweit beschleunigte sich der durchschnittliche Anstieg der Unternehmenspleiten von +23 Prozent im Jahr 2022 auf +29 Prozent im Jahr 2023, die höchste Dynamik seit 2009 (+33%).

Für 2024 erwartet der Kreditversicherer, dass die Zahl der Insolvenzen in zwei von drei Ländern über dem Niveau vor der Pandemie liegen wird.